Transformationsforschung
Über die gesamte Projektlaufzeit erfolgt die Transformationsforschung, welche die Transformationsprozesse an allen Hochschulen formativ evaluiert, um bereits während des Projektes gewonnene Erkenntnisse im laufenden Transformationsprozess zu integrieren, sowie übergreifend Wirkungen des deliberativen Prozesses evaluiert und hierbei auch externe Wirkfaktoren erfasst. Hierbei wird der deliberative Prozess umweltpsychologisch koordiniert und begleitet, um herauszuarbeiten welchen Einfluss Vertrauen, kollektives Wirksamkeitserleben etc. der Beteiligten in den Hochschulklimaräten und Transferlaboren auf Klimaschutzmaßnahmen und die klimaneutrale Transformation an Hochschulen haben. Der Transformationsprozess wird durch Vernetzung und Kompetenzvermittlung gestärkt, koordiniert reflektiert, und es werden Strukturen für die verstetigte Zusammenarbeit angelegt.
Der Fokus liegt hierbei u.a. auf den folgenden Maßnahmen:
- Entwicklung und Durchführung einer (Online-)befragung zur Evaluation der Wirkung der Beteiligung an den Hochschulklimaräten
- Sicherstellung der Vergleichbarkeit der Hochschulklimarat-Prozesse an den Hochschulen und Festlegung der Wirkindikatoren
- Begleitung der Transferlabore – Kompetenzvermittlung, koordinierte Reflexion der Transformationskonzepte
- Steuerung von Reflexion und Bündelung der Ergebnisse der Transferlabore
- Evaluation der internen Wirkungen
Ausgangssituation und Forschungsfragen
Bund und Länder haben sich ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt, etwa mit der Agenda 2030 und der Klimaneutralität bis 2045. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Frühjahr 2021 hat nicht nur gezeigt, dass diese Klimaziele kurzfristig noch viel ambitionierter sein müssen als bisher gedacht. Es lenkt auch nachdrücklich den Blick auf die Generationengerechtigkeit beim Klimaschutz. Dies macht es noch wichtiger, Klimaschutzziele frühzeitig auch an den Hochschulen (HS) zu erreichen. In diesem Projekt werden neue Formen der Initiierung und Unterstützung von Transformationsprozessen an Hochschulen eingesetzt und untersucht. Es gibt bereits vielfältige Empfehlungen und Good Practices, die Klimaneutralität thematisieren (netzwerk n, Hoch N Projekt), dennoch vollzieht sich der Wandel nur langsam an den HS, so auch an denen dieses Verbundes aus Sachsen-Anhalt. Bisher scheitern gute Ideen hier zu häufig am System, etwa an Systemgrenzen wie politischen bzw. landesspezifischen Schwierigkeiten oder an dadurch verstärkten Konfliktlinien in der Institution und zwischen den Mitgliedergruppen. Es ist bislang unklar, durch welche Maßnahmen die Motivation aller Hochschulangehörigen so freigesetzt werden kann, dass sich an HS selbstragende Transformationspfade entwickeln können.
Ziel - Klimaneutrale Hochschule
Ziel des Projektes ist es einen Klimaplan mit Handlungsmaßnahmen für alle Hochschulen (HS) zu erarbeiten. Das Besondere an dem hierbei gewählten deliberativen Ansatz ist der gezielte und systematische Einsatz von partizipatorischen Instrumenten, die den Dialog zwischen den verschiedenen Mitgliedergruppen befördern und somit alle aktiv in den Transformationsprozess einbeziehen. Dieser Prozess wird hochschulübergreifend vergleichend erforscht und evaluiert. In einer empirischen Mehrwellenerhebung wird insbesondere der Frage nachgegangen, welche Prozesse zu stärkerer kollektiver Wirksamkeitserwartung an Hochschulen und zu stärkerem Klimaschutzengagement führen (hochschulübergreifende Transformationsforschung). Dieser Ansatz des doppelt partizipatorischen Prozesses – erst deliberativ in Form von Hochschulklimaräten (Planungszellen), dann Transferlaboren (Reallaboraktivitäten) – wird dokumentiert und so aufbereitet, dass weitere HS das phasenweise Vorgehen im Sinne des „best follower-Prinzips“ nutzen können. Insgesamt hat KlimaPlanReal somit eine hohe Relevanz für die praktische Umsetzung einer Transformation in Richtung Nachhaltigkeit (NHK), weil 1) Transformationswissen (Planungszellen- und Reallaboransatz & Erforschung der Wirkungen) und 2) transformatives Wissen (Umsetzungsprozesse in Reallaboren) zum sozial-ökologischen Wandel generiert werden und 3) generelle Hemmnisse bei der Umsetzung aufgedeckt und praktische Umsetzungs- und Transferhinweise als Blaupausen entwickelt sowie 4) systemische Barrieren für die HS im Land Sachsen-Anhalt identifiziert und Lösungsmöglichkeiten gefunden werden können. Bereits aus den Hochschulklimaräten werden Blaupausen abgeleitet, die im fortlaufenden Prozess weiterentwickelt werden. Zusammenfassend besteht die Zielsetzung des Projektes darin transformativ zu wirken und Klimaschutz an den Hochschulen in Sachsen-Anhalt voranzubringen, dabei aber gleichzeitig Transformationsforschung zu leisten, indem auf den Hochschulkontext adaptierte partizipatorische Methoden evaluiert werden. Darüberhinaus werden Erkenntnisse über die Arbeit mit Transformationsteams gewonnen.